Propolis, oder auch Bienenkittharz, ist eine dunkelgelbliche bis hellbraune, harzartige Masse. Der Grundstoff, den Bienen zur Herstellung von Propolis benötigen, ist Harz. Dieser wird von den Sammelbienen an den Knospen von bestimmten Bäumen, wie Pappeln, Erlen, Birken, Ulmen, Rosskastanien oder Nadelhölzern gesammelt. Den Bäumen dient dieser Stoff vor allem dazu die Knospen vor Pilzen und Fraßfeinden zu schützen. Außer verhindert er das Eindringen von Wasser und das Vertrocknen der Blatt- und Blütenanlagen. Auch an Verletzungen der Rinde werden von den Bäumen zum Verhindern von Infektionen Harz ausgeschieden. Dieser Stoff ist eine Mischung von verschiedenen chemischen Substanzen, von denen einige sehr aromatisch und leicht flüchtig sind. Sind diese verdunstet, so wird der Harz zäh und hart und bildet einen festen Wundverschluss.
Von den Bienen wird bevorzugt frisches Harz gesammelt, welchem sie ein besonderes Sekret hinzufügen. Zum Transport in den Bienenstock wird das Harz ähnlich dem Pollen an den Pollenhöschen befestigt. Im Stock angekommen wird das Harz von den Baubienen übernommen. Diese mischen ihm Wachs unter, der dafür sorgt, dass der Harz geschmeidig wird. Das Mischungsverhältnis kann hier abhängig von der Konsistenz des Harzes und des Verwendungszwecks sehr unterschiedlich ausfallen. Interessant ist ebenfalls, dass im Propolis immer Spuren von Honig und Pollen zu finden sind. Dies sind Überreste, die beim Verarbeiten und Transport des klebrigen Harzes anhaften und mit untergeknetet werden. Ebenfalls immer zu finden ist Pollenbalsam. Das Balsam wird von den Bienen aus der äußeren Schutzschicht des Pollens gewonnen. Die äußere, feste Hülle des Pollens, wissenschaftlich Exine genannt, ist von einer fetthaltigen Schicht überzogen. Diese sorgt dafür, dass Pollen haften bleibt und enthält die Farbstoffe der Pollen. Diesen Flavonoiden wird eine antibakterielle Wirkung zugesprochen.
Geknetet wird das Propolis von der Biene so lange, bis die notwendige Geschmeidigkeit erreicht ist. Das Propolis muss formbar sein, jedoch anschließend, um nur wenige Grade abgekühlt, einen festen Schutz bieten. Der Begriff des Kittharzes ist dadurch entstanden, dass Bienen im Stock alle Ritzen und kleineren Löcher damit abdichten. Auch das Flugloch wird zu Beginn des Winters damit verkleinert. Sie nutzen die geschmeidigen und gleichzeitig Wasser abweisenden Eigenschaften des Propolis dazu, um das Volk wirksam gegen Zugluft und eindringende Nässe zu schützen. Zusätzlich besitzt das Kittharz desinfizierende und konservierende Eigenschaften. Alle Wabenzellen werden dünn mit Kittharz ausgekleidet und in den Stock eingedrungene Fremdkörper dick mit Propolis überzogen (Mumifizierung).
Propolis und Gesundheit
Die Volksmedizin nutzt Propolis seit Jahrhunderten. Die enthaltenen Öle sind sehr wirksam gegen Bakterien, Viren und Pilze. Bestimmte Stoffe wirken gut bei Zahnschmerzen oder Insektenstichen. Innerlich wird Propolis bei Erkrankungen der Atemwege, Entzündungen der Nasenschleimhaut, Schnupfen und generell zur Aktivierung des Immunsystems angewendet. Äußerliche Anwendungen sind die Wundbehandlung, speziell Schnitt- und Schürfwunden, Entzündungen der Mundhöhle und des Rachenraumes, Herpes simplex und Pilzerkrankungen.
Jedoch sollte nicht unvorsichtig mit dem Bienenkittharz umgegangen werden. 5-10% der Menschen besitzen eine Allergie gegen Propolis. Daher sollte man bei einem Erstkontakt einen kleinen Allergietest machen. Dazu bringt man den Unterarm mit einem Tropfen Propolistinktur in Kontakt. Treten an der Stelle Hautreaktionen auf (z. B. Juckreiz), so ist der Test positiv. Es liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Propolis-Allergie vor. Auch bei dauerhafter Anwendung kann eine Allergie auftreten.
Geschichte des Propolis
Bereits im alten Ägypten kannte man die konservierende Wirkung des Propolis und nutzte es zum Einbalsamieren ihrer Mumien. Seit der Antike ist der Einsatz in der Medizin bekannt. Vom griechischen Arzt Dioskurides (um 40 bis 90 nach Christus) weiß man, dass er es seinen Patienten auf schlecht heilende Wunden strich. Selbst die Inkas sollen ihre Verletzten mit dem Propolis der dort heimischen stachellosen Bienen behandelt haben. Auch im Ersten und Zweiten Weltkrieg wurde Propolis zur Wundversorgung in den Krankenhäusern und Feldlazaretten in Osteuropa eingesetzt.
Seit den frühen 2000er-Jahren kommt es weltweit zu einem massiven Bienensterben. Über die Gründe wird viel spekuliert, jedoch eines ist klar: Wenn die Bienen weiter sterben, wird sich das auch auf die Menschen auswirken. Der Filmemacher Markus Imhoof begibt sich in seinem vielfach preisgekrönten Dokumentarfilm „More Than Honey – Bitterer Honig“ auf die Suche nach den Ursachen des globalen Bienensterbens und fragt nach den Folgen für Mensch und Natur.